ZUNDER HERSTELLEN


Das brennt ja wie Zunder! Hast du schon wieder gezündelt ? Diese oder ähnliche Sätze hat fast jeder Junge schon mal zu hören bekommen.

 

Auch Ötzi, die Gletschermumie hat wahrscheinlich schon als Knabe vor ca. 5300 Jahren damit Bekanntschaft gemacht. Im Umfeld seiner Fundsituation wurden auch Reste des gemeinen Zunderschwamms FOMES FORMENTARIS nachgewiesen.

 

Aus dem geernteten Baumpilz wird im frischen Zustand die zähelastische, Trama genannte, Zunderschicht herausgetrennt. Sie sitzt unter einer harten den Pilz schützenden Borke, die allgemein auch Elefantenhaut wegen ihrer graubraunen runzeligen Oberfläche  genannt wird.

Die korkige Ansatzschicht (Myzialkern) ist für diesen Zweck  ebenso ungeeignet wie die Sporenkanäle, die Röhren, die den größten Teil des Pilzkörpers ausmachen.

Durch Walken und Ziehen des in Scheiben geschnittenen Tramas bekommt man weiche an Wildleder erinnernde Lappen zustande. In diesem Zustand konnte man die Tramalappen bis Ende des 19.Jahrhunderts noch als blutstillende Wundauflagen (Fungus Chirurgorum) in Apotheken erwerben.

Will man nun diese Lappen eine besser Funken fangende Ausstattung spendieren, so muss man diese nitrieren. Dazu gibt es die eine oder andere Möglichkeit. Die Andere ist, daß man die Zunderlappen im Misthaufen oder im gesammelten konzentrierten Urin einlegt.

Die Eine ist, das man sich in der Apotheke Kaliumnitrat (Salpeter) gegen Vorlage des Personalausweises teuer erwirbt und eine 20%ige Lösung ansetzt und die Lappen darin 1-2 Tage durchziehen lässt.

Was nun folgt, ist bei allen Methoden ähnlich, man muss den Wasseranteil wieder loswerden. Bei der Mist- und Urinvariante, der Survivalmethode, empfiehlt sich das Trocknen im Sonnenlicht oder in der Nähe eines Feuers. Vorsicht!

Bei der Kaliumnitratvariante, lege ich die vollgesogenen Pilze in einen Gefrierbeutel, schneide die winzige Spitze einer Ecke ab und kann nun ähnlich einem Spritzbeutel die restliche Flüssigkeit hinauspressen. Den aufgefangenen Rest kann man beim nächsten Mal erneut benutzen.

Danach folgt noch das Trocknen auf Zeitungspapier und wenn dies endlich soweit ist, noch einmal zwischen den Händen reiben um die Lappen wieder schön weich, locker und geschmeidig zu machen.

Tipp:

Alte Pilze haben meist eine sehr zähe Borke, die sich meist sehr schwer mit großer Mühe schneiden lässt. Die Verletzungsgefahr ist hierbei sehr groß. Ich bin dazu übergegangen den Pilz am Baum zu belassen und mit einem scharfen Messer die noch junge, elastische Zuwachskante abzuschneiden. Wenn man dies sorgfältig macht, wächst der Pilz nach meinen Erfahrungen danach einfach weiter. Auch in der weiteren Verarbeitung hat sich diese Methode als die effektivere erwiesen.