FLIEDERBLÜTENSIRUP BEI DEN KOBOLDEN!
Früher stand an fast jedem Haus ein Holunder, Holler oder Fliederstrauch wie wir hier im Norden sagen. Schon unsere vorchristlichen Ahnen wussten um seine heilende Wirkung und sahen in dem knorrigen Strauch den Sitz der guten Haus- und Schutzgeister.
Allen Teilen des Strauches wurde heilende Wirkung zugeschrieben von der Blüte, über die Beeren bis hin zur Rinde. Von schweißtreibend über belebend zu erbrechend und abführend geht die Beschreibung dieser Wirkungen.
Darum wird auch vom rohen Verzehr aller Pflanzenteile gewarnt, es sei denn oben beschriebene Wirkungen sind ausdrücklich erwünscht!
Eine versehentlich beim Blasrohrschiessen verschluckte Beere darf man dabei getrost vernachlässigen!
Endlich hatte ich letzte Woche die ersten sich öffnenden Hollerblüten entdeckt und spontan beschlossen mit meinen Kitakindern, den Kobolden bei unserem nächsten Treffen Fliederblütensirup zu zaubern.
Also zog ich mit den gespannten Kindern und unserer FSJlerin Fenja auf Holunderblütenexpedition. Ausgerüstet mit Schüssel und Hakenstock zum herunterziehen der hohen Äste hatten wir flux unter dem Gejohle der Kinder die begehrten Blüten beisammen.
Angekommen am Lagerplatz schwärmten die Kinder rasch aus um trockene Ästchen für den Kelly Kettle unseren OutdoorWasserkocher zu sammeln. Mit dieser tollen annähernd 100jährigen Technik gelingt es binnen Minuten anderthalb Liter Wasser zum Kochen zu bringen.
Zwischenzeitlich hatte ich zwei Zitronen(Bio) von Schale und den äußeren bitteren weißen Häuten befreit und in Scheiben geschnitten. Währenddessen schüttelte Fenja die Blüten aus (Kleintiere) und zwackte die dicken Stengel ab.
Mittlerweile hatten sich alle Kobolde eingefunden, um dem geschäftigen Treiben beizuwohnen.
Im gebührenden Abstand standen die neugierigen Waldkinder im Kreis um den in einer kleinen Feuerschale stehenden KellyKettle. Anheizen!
Das noch leicht regenfeuchte qualmende Holz erweckte bei den Kindern schnell den Eindruck einer Dampflok. Was mich erstaunte, da das auf jeden Fall kein alltäglicher Anblick mehr ist.
Schnell brannte der Kelly aber sauber mit nach oben aus dem Kamin züngelnder oranggelber Flamme!
Ruchzuck war das Wasser sprudelnd heiß und konnte in ein 2 Liter Weckglass gegossen werden. Ein Pfund Rohrzucker eingerührt mit Blüten und Zitrone aufgefüllt. Fertig!
Jetzt kam der nervenzehrende Teil für die ungeduldigen kleinen Leckermäulchen. Der fertige „Zaubertrank“ sollte erst noch ein paar Tage ziehen.
Mancheiner berichtete Zuhause sogar von einer einjährigen Wartezeit. Solange hat das Gottseidank nicht gedauert, lieber Magnus!
Schon am Freitag, drei Tage später haben die Erzieher der Kobolde den fertigen Sirup abgeseiht und den Kindern zum Kosten gegeben!
Das Ergebnis war einstimmig: Köstlich!!! Danke lieber Hollunder, du Göttlicher!
Wusstet ihr eigentlich, dass das Märchen von Frau Holle durch die vielen gleichzeitig abfallenden und zu Boden segelnden Holunderblüten inspiriert ist! Denkt mal dran, wenn Frau Holle mal wieder ihre Betten ausschüttelt!
Es grüßt euch euer Thomas